Das Leben selbst
- lavieenroute
- vor 20 Stunden
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In Irland hat man alles schon einmal gesehen. Vor allem in der authentisch gebliebenen, dabei sehr offenen und überraschend temperamentvollen Hauptstadt Dublin.
Statistisch gesehen hat Dublin weniger Regentage pro Jahr als das Piemont oder die kroatische Hauptstadt Zagreb. Statistisch gesehen verhalten sich Städtereisende auch meistens respektvoll.
Im echten Leben jedoch verhalten sich die Dinge anders. Und Dublin sowie seine Bewohnenden können nichts dafür.
Vor allem für das Wetter nicht. Dass Irland euch als «grüne Insel» bekannt ist, muss ja schliesslich einen Ursprung haben, und dieser Ursprung fällt während unseres Besuchs sehr ausgiebig vom Himmel. Das macht aber nichts, denn die irische Hauptstadt strahlt auch dann Wärme aus, wenn es draussen grau und nass erscheint. Und zu entdecken gibt es eine Menge.
Das bisschen Wasser.

Da gibt es zum Beispiel die klassischen Touristenattraktionen. Die Guinness-Brauerei etwa, wobei der öffentlich zugängliche Teil mehr ein riesiges Marketingspektakel ist (ohne Zweifel ein gut gemachtes). Der Besuch lohnt sich nicht nur wegen des im Preis inbegriffenen Biers (wahlweise auch ein alkoholfreies Getränk) – die oberste Etage bietet auch einen sehr schönen Rundumblick über die Stadt und ihre Parks.
Sicher ebenfalls einen Besuch wert ist das Trinity College, Irlands älteste Universität, mitten in der Stadt gelegen. Schön ist nicht nur der Campus selbst, sondern auch die alte Bibliothek, als Long Room bekannt, die auch als Vorbild für die Bibliothek in einer bekannten Reihe von Zauberer- und Hexenfilmen diente.
Es wäre denkbar, dass hier demnächst Eulen angeflogen kommen: Trinity College.

Dann bietet es sich an, sich einfach einmal durch die Innenstadt treiben zu lassen – vorbei an Backsteinhäusern, Pubs, Kirchen und durch Parks hindurch zeigt sich das gelassene, weltoffene und historisch geprägte Dublin. An diesem verregneten Osterwochenende ist die Stadt voll, lebendig und es fehlt nicht an Gelegenheiten für einen Snack, Kaffee oder einen Stopp im Bücherladen.
Doch die eigentliche Attraktion sind die Menschen Irlands. Ja, auch an anderen Orten trifft man auf viel Gastfreundschaft und Wärme. Doch die Begegnungen mit den Locals gehen einfach darüber hinaus. Dublin empfängt seine Besuchenden mit dieser besonderen Melange aus Freundlichkeit, Humor, Augenhöhe, einer Prise wahrer Stereotype und der Gelassenheit, dass man hier wahrscheinlich so ziemlich alles Menschliche schon einmal gesehen hat. Und an kaum einem anderen Ort auf der Welt kommt man so einfach mit dem Locals ins Gespräch. Nur wer sich aktiv verschliesst, wird in Dublin fremdeln.
Grüne Brücke auf der grünen Insel: Dublins Ha'Penny Bridge.

Wo also ist der Haken? Nun, es gibt sicher Reiseziele, an denen die Temperaturen höher steigen als hier an der Irischen See. Und dann gibt es noch die anderen Reisenden. Von denen die meisten sich einfach an vielen irischen Momenten erfreuen. Und von denen sich trotzdem auffallend viele schwierig verhalten. Denn man kann sich in den Pubs von Dublin einfach an der Stimmung freuen – man kann sich aber auch schon am Nachmittag lautstark betrinken. Und man kann die inoffizielle Identifikationsfigur Dublins, die Statue der Fischhändlerin Molly Malone, einfach wertschätzen – oder sie an besonders exponierten Stellen anfassen (siehe Foto). Schade und erschreckend, dass diese Ikone Dublins auf ihre Körperformen reduziert wird, und zwar vor allem von Tourist:innen – hier sollten und (so berichten es die Medien) werden die städtischen Behörden handeln.
Tourismus kann zu Missständen führen: Molly Malone, gezeichnet von Reisenden, die sich brutal lustig finden.

Für wen ist Dublin also das richtige Reiseziel? Eigentlich für alle offenen Menschen, die einen Regenschirm besitzen und sich an der Kombination aus Geschichte, Pubkultur und dem Puls einer Boomtown erfreuen können – dann fällt die Abreise schwer.
Gut zu wissen
Die Anreise aus dem deutschsprachigen Raum nach Dublin erfolgt meistens über die Luft – sowohl Swiss, Lufthansa, Aer Lingus als auch Ryanair bieten mehrmals täglich Flüge an, die in ungefähr zwei Stunden den Flughafen Dublin erreichen. Wer auf die Anreise über Land und Wasser besteht, sollte beispielsweise aus Zürich mindestens 22 Stunden einplanen und offen sein für zwei Schifffahrten – erst nach England, dann von dort oder von Schottland aus bis zur irischen Insel.
Unterkünfte gibt es wie in jeder grossen Stadt für jeden Geschmack. Unser Zuhause für ein langes Wochenende war das Hyatt Centric The Liberties – ein neues Hotel am Rand der Innenstadt mit ordentlichem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Pubs und Restaurants muss es in und um Dublin wahrscheinlich tausende geben. Einige sind uns besonders in Erinnerung geblieben:
das Glas Restaurant, eine feine Adresse mit vegetarischen Gerichten;
das Pub Darkey Kelly’s mit seiner Live-Musik und den sehr freundlichen Mitarbeitenden an der Bar;
das Pub Christchurch Inn, das weniger Partystimmung verbreitet, aber dafür sehr feines Pubfood im Programm hat;
die Kaffeebar Soren & Son, toller Kaffee und Hipster-Vibes;
das Café Two Pups by Day, Notions by Night, das viele feine kleine Gerichte auf der Karte hat;
Fallon & Byrne, das andernorts vielleicht als «Feinkostgeschäft» bezeichnet würde – hier gibt es ausserdem schöne Sandwiches, frisches Brot, Kaffee und viele andere feine Dinge.
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