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Der grosse Bogen

  • lavieenroute
  • 22. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Es gibt Städte, die Reisende sofort mit ihrer Pracht begeistern. Es gibt Städte, die sind ein ausgeprägter und praktischer Verkehrsknotenpunkt. Oder besonders angesagt. Und dann gibt es Thessaloniki.



Thessaloniki passt nicht in diese Schubladen. Auf den ersten Blick scheint es etwas rau. Südlich, ohne Zweifel. Am Meer, doch ohne Strand in der Stadt. Laut. Mit viel Zweckarchitektur und dazwischen immer wieder hervorblitzenden antiken Strukturen, die sich jedoch viel subtiler ins Bild schleichen als etwa in Athen. Die zweitgrösste Stadt Griechenlands ist ein grosser Bogen. Wörtlich gesehen, denn die Innenstadt schmiegt sich in einer langgezogenen Kurve direkt ans Wasser. Und geschichtlich gesehen auch, denn Thessaloniki spannt den Bogen von der Antike zur Moderne auf eine absolut selbstverständliche, unaufgeregte Art.

Wo die Stadt plötzlich zu Meer wird: Strandpromenade in Thessaloniki.
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Wir beginnen unsere Erkundungstour ganz vorne an der vielbefahrenen und vielbespazierten Uferpromenade. Sie zieht sich über einige Kilometer am Meer entlang und kommt auch beim ikonischen Weissen Turm vorbei, dem inoffiziellen Wahrzeichen der Stadt. Der Blick auf die wartenden Frachtschiffe, die Möwen, der sich allmählich füllende Aristoteles Square – Thessaloniki ist ein bisschen wie ein Film in Zeitlupe. Nur lauter.

Thessaloniki war einst römisches Machtzentrum, osmanischer Knotenpunkt, byzantinisches Zentrum – und all das spürt man. Auch heute erscheinen zwischen schmucklosen Betonbauten plötzlich römische Triumphbögen und Agoren, orthodoxe Kirchen oder das Geburtshaus von Kemal Atatürk.

Einfach so den Bogen spannen zwischen Antike und Moderne.
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Mittendrin in der Stadt lohnt sich ein Besuch auf dem Modiamo Market. Seit einer ausgiebigen Renovierung vor wenigen Jahren ist dieser gedeckte Marktplatz einer Mischung aus traditionellen Ständen und trendigen Lokalen. Stände für Fisch für Mensch und Katze, Gewürze, Käse, Fleisch, Oliven und Tischdecken wechseln sich ab mit Weinbars, Streetfood-Ständen und gemütlichen Cafés.

Auch auf dem Teller sieht man die Diversität der nordgriechischen Hafenstadt sofort. Klar, die Klassiker der griechischen Küche sind sehr verbreitet – doch die Einflüsse vom Balkan und aus der Türkei sind unverkennbar. Wichtig: So etwas wie «zu viel Olivenöl» ist auch in diesem Teil des Landes eher unaussprechlich.

Was also fängt man an mit dieser Hafenstadt, diesem Amalgam aus Beton, Geschichte, Religion, Kultur und Verkehr? Am besten macht man langsam, geniesst den Moment und versucht, so viel Thessaloniki wie möglich mit nach Hause zu nehmen.  

Hoffnung auf dem Fischmarkt.
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Man kann nicht anders als immer wieder aufs Wasser zu blicken. Darum spazieren wir noch einmal die Promenade entlang. Eis in der Hand, salzige Luft in der Nase, Musik irgendwo im Hintergrund. Nein, Thessaloniki ist keine Postkartenstadt – zum Glück. Dafür ist es absolut echt, ungefiltert und vom Overtourism weitgehend verschont. Und genau deshalb definitiv eine Reise wert.
 
Gut zu wissen

Von Zürich aus liegt Thessaloniki etwa zwei Flugstunden entfernt. Wer mit dem Auto über den Landweg anreisen möchte, muss rund 20 Stunden reine Fahrzeit einplanen. Rund 30 Stunden dauert die Reise mit Zug und Bus, in der Regel via Bulgarien.

Als Grossstadt bietet Thessaloniki auch die volle Breite an Unterkünften. Wir haben uns für ein Domizil direkt an der Uferpromenade entschieden: Die On Residence, ein wunderbar alter Bau am Meer, hat uns nicht zu viel Aussicht versprochen. Man sieht aus dem Bett das Meer, bezahlt dafür allerdings mit eher viel Lärm – verursacht durch Verkehr an der Uferpromenade und die hoteleigene Rooftop-Bar.

Die absolute Schokoladenseite Thessalonikis ist die Küche. Praktisch jede Strasse in der Innenstadt hat einladende Orte, doch diese Restaurants sind uns besonders in Erinnerung geblieben:

  • The Rouga: Das Restaurant verteilt sich über eine autofreie kleine Gasse – was auf den ersten Blick etwas touristisch aussehen mag, ist sehr gemütlich mit freundlichem Service und echter griechischer Küche;

  • Savvikos: In der Innenstadt gibt es drei Filialen dieses Grillrestaurants – schnell, einfach und frisch;

  • rOOTS: Griechische Küche auf vegetarisch – sensationell!
 
 
 
 
 

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