Houston, wir haben ein (kleineres) Problem
- lavieenroute
- 26. Dez. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Dez. 2023
Öl? Cowboys? Religion? Die Assoziationen zu Texas sind vielfältig, die Wahrnehmung dieses südlichen US-Bundesstaats in Europa ist spannungsgeladen und schwankt zwischen Bewunderung, Romantisierung und politischem Entsetzen. Grund genug, uns eine eigene Meinung zu bilden. Also, los geht’s in Richtung Westen.
Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, an einem Samstagmorgen um 7 Uhr abzufliegen? Die Swiss jedenfalls nicht. Denn auch eine Stunde nach dem geplanten Start stehen wir noch in Zürich am Boden. Das bedeutet: Ein Sprint über den Frankfurter Flughafen ist angesagt. Ein erfolgreicher Sprint übrigens, denn tatsächlich erwartet uns dort eine grosse Lufthansa-Maschine, die sich recht flott auf den Weg nach Texas macht. An Bord: Eine für Lufthansa-Verhältnisse schon fast ausgelassen fröhliche Crew, die mit uns die nächsten elf Stunden bestreitet. Fast erkennen wir die deutsche Grossairline vor lauter Problemlosigkeit nicht wieder, doch dann, gerade in Houston gelandet, erreichen uns eine SMS und E-Mail der Lufthansa: Nur weil wir erfolgreich durch Frankfurt gesprintet sind, gilt das noch lange nicht für das Gepäck. Durchatmen, alle Kontrollen geduldig mitmachen und erstmal den Mietwagen beschaffen.
Der erste Eindruck von Houston: Es ist schwülwarm an diesem Novembernachmittag, der Verkehr ist zäh und plötzlich erscheint die Silhouette der Downtown ganz nah vor uns, gleich neben dem zehnspurigen Highway. USA, ganz klar. Auf unserem Programm: Im Hotel einchecken (ein etwas unterkühlter Vorgang), Notfallkleider und Bad-Artikel einkaufen, schnelles Dinner, schlafen.
Und dann geht es los. Bei La vie en route sind wir Geeks und stolz darauf. Denn nicht nur in Genf haben wir uns mit den grossen Fragen beschäftigt – das Universum beschäftigt uns auch in Texas. Unser erster Stopp ist daher das legendäre Houston Space Center, aus der Apollo-Verfilmung auch als das «Houston» bekannt, dem ein Problem gemeldet wird. Vor lauter NASA vergessen wir unser eigenes Houstonlufthansaproblem für ein paar Stunden und tauchen ein in die Welt der Mondlandungen, Space Shuttles, Raumstationen und Astronauten. Unser Highlight: Der Kontrollraum (auch bekannt als «Houston»), von dem aus die erste Mondlandung gesteuert wurde. Ein kleiner Schritt ist es nur bis zurück zum Parkplatz, denn der Tag bei der NASA verfliegt rasch.
The Eagle has landed – das Historic Mission Control Center der NASA ist als Museum erhalten.

Unser Jetlag meldet sich ebenfalls, und so wird aus einer kurzen Pause im Hotel ein längeres Nickerchen, so lange, bis uns die Lufthansa eine Reihe lautstarker Nachrichten schickt. Diesmal mit guten Neuigkeiten: Um 1 Uhr in der Nacht liefert ein Kurier den Koffer an – das Gepäck darf also auf die weitere Reise mitkommen.
Gut so, denn am nächsten Morgen werfen wir unseren gemieteten Nissan-SUV an und verabschieden uns für den Moment von Houston. Gemütlich schwimmen wir im Verkehr mit (durchaus wörtlich zu nehmen) und bekommen erstmals auch ein Bild vom ländlichen Texas, wo die religiösen Plakate noch grösser sind als die zahlreichen US- und Staats-Flaggen.
Ein paar Stunden und Kaffeepausen später rollen wir entspannt durch Fort Worth, richten uns im Hotel ein und beginnen, die Western-Atmosphäre der Stadt im historischen Viertel der Stockyards zu erkunden. Cowboy-Kultur ist allgegenwärtig und hat ihre Wurzeln in der Lage der Stadt am Chisholm Trail, einer historischen Viehhandelsroute. Heute geht es mehr um touristische Folklore, trotzdem findet die tägliche Parade mit Rindern der Sorte «Texas Longhorn» auch an einem kühlen Herbsttag hunderte von Zuschauern, und auch wir staunen angesichts dieser imposanten Tiere. Und ein bisschen staunen wir auch angesichts der Barbecue-Kultur.
Western-Romantik in Fort Worth.

Wir haben noch etwas Zeit und besichtigen die Innenstadt von Fort Worth. Am Thanksgiving-Wochenende, an dem wir unterwegs sind, ist im Central Business District nicht viel Business wahrnehmbar. Was sich als sehenswert erweist, sind die Fort Wort Water Gardens, ein Park in der Innenstadt, der Wasserlandschaften nachbaut – und ganz unamerikanisch auch relativ ungesicherten Zutritt erlaubt. Ein angenehmer Gegenpol zur sonst weniger spannenden Innenstadt von Fort Worth. Doch es gibt noch einen weiteren Stopp, der sich lohnt: Neben dem heutigen Hilton Hotel befindet sich eine Gedenkstätte für John F. Kennedy, der in Fort Worth seine letzte Nacht verbrachte, bevor er sich im November 1963, genau 60 Jahre vor unserem Besuch, auf den Weg nach Dallas machte.
Fort Worth Downtown: Eher ruhig.

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