Niedere Lande, hohe Abwechslung
- lavieenroute
- 16. Apr. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Wenn wir unterwegs sind, sind es oft nicht die klassischen Sehenswürdigkeiten, die uns beschäftigen. Oft geht es einfach um die Kultur – oder die Kulturen – eines Reiseziels. Denn kultivieren kann man vieles. Tulpen zum Beispiel. Gute Architektur. Oder Strandleben im Regen. Auf geht’s in die Niederlande.
Wenn der Grossteil einer Stadt unter dem Meeresspiegel liegt, über 70 Brücken besitzt und einen der grössten Seehäfen der Welt, dann spielt Wasser eine bedeutende Rolle. Kanäle blitzen überall hervor, das gleiche gilt für Wassertaxis und museale Hafenkräne. In Rotterdam sind viele Dinge fliessend. Die zweitgrösste Stadt der Niederlande ist vieles, nur nicht statisch. 1940 weitgehend zerstört, zeigt sich heute ein Nebeneinander der Spuren verschiedener Jahrzehnte. Zweckbauten mischen sich mit Wolkenkratzern und Brücken aus verschiedenen Epochen. Mittendrin: die Erasmusbrücke, von den Locals auch «Schwan» genannt, in der Tat ein Bauwerk von grosser Eleganz und Leichtigkeit. Kein Wunder ist es in relativ wenig Zeit zu einem der Wahrzeichen der Stadt geworden.
Zu den anderen fliessenden Elementen der Stadt gehört zum Beispiel der Kaffee. An Quellen mangelt es nicht, sei es in den Bars der Innenstadt oder im Gebiet Kop van Zuid, das sich südlich der Erasmusbrücke erstreckt und sich vielleicht noch rasanter bewegt als der Rest dieser lebendigen Metropole, die sich so viel grösser anfühlt, als sie ist. Kop van Zuid bietet Foodhalls, das Hotel New York, das an die glänzenden Zeiten der transatlantischen Passagierschiffe erinnert, oder auch die Fenix Food Factory, ein alternativ angehauchter und sehr warmherziger Happy Place in einem alten shabby-schicken Industriegebäude.
Eine moderne Stadt und gleichzeitig ein Museum: Rotterdams Facetten.

Eleganz.

Pommes-Spektakel und Tulpen-Trubel
Und was in den Niederlanden ebenfalls fast zwingend fliessen muss ist die Mayonnaise zu den Pommes. Zum Beispiel in der Markthal, diesem mutigen Gegenstück zum Open-Air-Wochenmarkt vor der Türe. Aussen und innen zeigt sich Rotterdams herrliche Diversität, wobei sich das Spektakel in der Markthalle etwas dezenter abspielt als auf dem Wochenmarkt, dessen Fischhändler auch aus Asterix’ gallischem Dorf stammen könnten. Anschliessend an einen kartoffeligen Snack fliesst in einer glaubwürdig japanischen Bar eine Menge Ramen in die Schüsseln auf unseren Tisch, und so endet die Entdeckungstour Rotterdams und wir stossen auf diese besondere Stadt an, die ihre Vielfältigkeit kultiviert und ihren eigenen Wandel nicht nur vorantreibt, sondern zelebriert.
Pommes, Ramen, Gouda: Die Markthalle ist bunt.

Der nächste Tag beginnt regnerisch, klar, wir sind ja nicht weit von der Nordsee entfernt. Trotzdem brechen wir auf, denn wir wollen nicht nur die «Capital of Cool» besser kennenlernen, wie Rotterdam von CNN auch schon bezeichnet wurde, sondern auch andere Facetten der Niederlande anschauen, namentlich Tulpen und Strand. Das ist auch angesichts eher geringer Entfernungen gar nicht so wenig für einen Tag, vor allem wenn man ländliche Gebiete ansteuert. Darum haben wir uns einen Mietwagen organisiert und fahren mitten hinein in die Blumenfelder südlich von Amsterdam.
Erster Stop: Die «Tulperij». Eigentlich ein landwirtschaftlicher Betrieb, doch zu dieser Jahreszeit geht es auch um Tourismus, Torte, Tinnef und Tee. Kaffee gibt es auch. Und Tulpen natürlich. Einige frühe Sorten blühen bereits in der Region, ansonsten ist die Region um das Städtchen Lisse voll mit Feldern anderer Blumensorten wie Narzissen oder Hyazinthen. Sanft duftend und kräftig leuchtend. Und viele Schaulustige anziehend, daher ziehen wir es vor, unseren gemieteten Mitsubishi über kleine Landstrassen aus dem gröbsten Stau herauszuhalten. Nächstes Ziel: der Strand.
Farbenfroh: Blumenfelder bei Lisse.

Das bisschen Regen
Hinter einer Düne fahren wir durch die Dörfer und erreichen schliesslich Katwijk und seinen endlosen Nordseestrand. Ganz weit in der Ferne erahnen wir die Skyline von Den Haag, ganz nah vor uns erahnen wir ein kleines Restaurant am Strand, wo wir uns mit Pizza und Kaffee stärken, bevor wir am Stand entlang spazieren. Regen? Nicht so wild. Die Mischung aus Menschen, Vögeln, Hunden und Fahrrädern lenkt uns von der eisigen Kälte ab. Zumindest so lange, bis wir doch lieber kehrt machen und durch den strömenden Regen wieder in die Gemütlichkeit des coolen Rotterdams zurückkehren.
Was also bleibt von dieser kurzen Tour durch die Niederlande? Erstens: Rotterdam ist ein herrliches, lebendiges Kontrastprogramm zum Tulpen- und Windmühlenklischee der Niederlande. Zweitens: Ja, Tulpen und Windmühlen gibt es trotzdem. Drittens: Auch der Strand ist nicht weit. Und viertens: All das auf sehr wenig Fläche. Es wird Zeit, wiederzukommen und den Rest des Landes zu entdecken!
Es gibt kein schlechtes Wetter am Strand.

Gut zu wissen
Der am besten an die Schweiz angebundene Flughafen in den Niederlanden ist Amsterdam-Schiphol. Wir haben ein gutes Angebot mit der KLM ab Basel entdeckt. Die Flüge selbst waren recht angenehm, jedoch ist der Flughafen Basel eher Geschmackssache. Zudem hat sich die KLM angesichts eines verlorenen Gepäckstücks nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Mitarbeitende vor Ort in Basel, die persönlich weiterhelfen würden, hat die KLM übrigens nicht.
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