Tapas, Thron und Theatralik: Madrid im Schnelldurchgang
- lavieenroute
- 2. Apr. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Die spanische Hauptstadt bietet weltberühmte Museen, Top-Restaurants und ausgedehnte Parks. Nichts davon haben wir dieses Mal besucht. Denn in Madrid ist manchmal auch der Weg das Ziel.
Geradeaus ist ein relatives Konzept. An der Puerta del Sol im Herzen der spanischen Hauptstadt gibt es mehrere Varianten davon, je nachdem, woher man kommt und wohin man sich treiben lässt. Das eine Geradeaus ist ein bisschen mehr links als das weiter rechts, doch eigentlich spielt das auch keine allzu grosse Rolle, denn die Innenstadt von Madrid ist eigentlich überall interessant. Mal weitläufig, mal eng, mal prächtig, mal weniger. Und überall energiegeladen, voller Menschen, voller Leben. Es gibt nicht viele Orte wie Madrid, die niemals herunterzufahren scheinen. Die einen in der gleichen Weise mitreissen.
Rund 46 Stunden haben wir Zeit, in diese wundervolle Stadt einzutauchen. Doch zuerst tauchen wir unter, denn die erste Etappe vom Flughafen Barajas aus führt uns in die Metro. Zunächst. Und dann in einen Regionalzug. Und schliesslich steigen wir empor ins nächtliche Tageslicht, mitten hinein in den turbulent-wunderbaren Wahnsinn der Puerta del Sol. Zu Fuss setzen wir unseren Weg zum Hotel fort, versuchen herauszufinden, wie das Zimmer technisch funktioniert und sind schliesslich hungrig. Zeit für Tapas und Tinto de Verrano.
Samstagmorgen im Literatenviertel. Einst haben hier die grossen Namen der spanischen Weltliteratur ihr Zuhause gehabt. Cervantes, Lope de Vega und viele mehr haben hier gewirkt. Kunst ist auch heute spürbar, denn wir begegnen nicht nur spanischer Frühlingsluft, sondern auch den Aufbauarbeiten eines Marktes mit künstlerischen und handwerklichen Produkten. Malerei, Seife, Schmuck, Postkarten – die Stimmung ist schöpferisch, und ein Kaffeeladen, der so auch in den Hipstervierteln Berlins anzutreffen sein könnte, hat feinen Kaffee und Pan con Tomate für uns im Angebot.
Unser Plan: Ohne Plan treiben lassen. An der Sonne sein. Nicht an Kaffeepausen sparen. Von der Plaza Mayor aus schlendern wir in Richtung Gran Via, dem Broadway Madrids. Kreuz und quer entdecken wir Seitenstrassen und Gassen und erreiche schliesslich den Königspalast. Zeit für einen kleinen Snack und einen Kaffee. Wir sitzen draussen und schauen zu. Madrid beobachten wird wahrscheinlich niemals langweilig. Taxi- und Busfahrende konkurrieren auf der Strasse um die elegantesten Bremsmanöver, Lieferdienste eher nicht, Reisende aus aller Welt staunen laut und leise, und mittendrin die Locals, die ohnehin alles schon einmal gesehen haben.
Ein Hauch von Broadway.

Und dann, wie in jedem guten Theater, spitzt sich die Handlung zu. Entschlossen pfeifend treten einige Polizisten auf die Kreuzung und können – teilweise – den Verkehr aufhalten. Der Grund ist eine kleine Prozession, die auf dem Weg in die Almudena-Kathedrale – die Kirche beim Königspalast – mehrere Anläufe braucht, um abzubiegen. Währenddessen erlischt der Weihrauch, die Ministrantinnen und Ministranten sehen gestresst aus und ein aufgehaltener Linienbusfahrer beobachtet die Szene mit stiller Resignation.
Unsere nicht ganz so geplante Sightseeing-Route führt uns weiter durch Einkaufsstrassen, über Plätze, wo plötzlich ein Dudelsackspieler auftaucht und schliesslich zu einem Lunch nahe der Gran Via. Wir machen kulinarisch dort weiter, wo wir am Vorabend aufgehört haben und beschliessen, dass man natürlich auch zu Mittag schon einmal einen Tinto de Verrano probieren kann.
Die nächste Ecke verbirgt die Vorbereitungen für eine Grossdemonstration, und irgendwie passen trotzdem unglaublich viele Menschen in diese Innenstadt. Am Dudelsackspieler vorbei spazieren wir weiter, erstmal zurück ins Literatenviertel für einen kleinen Zwischenstopp.
Langsam wird auch die Sonne weniger intensiv und wir beginnen unser Abendprogramm. Das heisst: Mitten hinein ins Getümmel, beginnend mit der ikonischen Plaza de Santa Ana. Wir hören viele Sprachen, sowohl diejenigen, die man in den verschiedenen Teilen der iberischen Halbinsel spricht, und jene von gefühlt allen anderen Teilen des Planeten. Madrid scheint eine grosse Anziehungskraft zu besitzen, und an diesem frischen Frühlingsabend, der langsam in die Nacht übergeht, meinen wir, einen Hauch von New York an der Gran Via zu spüren. Wir folgen dem Flow, bis hin zu einem Tapasstopp am späten Abend. So klingt unser kurzer Besuch in Madrid langsam aus, denn früh am nächsten Morgen steht die Heimreise wieder an. Zumindest für dieses Mal.
Madrid: Wenn es dunkel wird, geht es erst so richtig los.

Gut zu wissen
Flugverbindungen zwischen Zürich und Madrid gibt es mehrere am Tag, sowohl mit Swiss (mit der wir unterwegs waren) als auch mit Iberia oder Air Europa. Wer sich mehr Zeit nehmen möchte, kann auch über Lyon und Barcelona in rund 14 Stunden mit dem Zug nach Madrid gelangen.
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