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The Big T

  • lavieenroute
  • 8. Okt. 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Wer an Kanada denkt, stellt sich Wildnis vor. Davon gibt es in der Metropole Toronto weniger als im Rest des Landes. Dafür begeistert die grösste Stadt des Landes mit Diversität, Big-City-Vibes und einer grossen Portion Gelassenheit.


Langsam wird sie sichtbar. Ein Hochhaus, ein Wolkenkratzer nach dem anderen schiebt sich in unsere Sicht. Im Stau der Rush Hour bildet sich die Skyline Torontos gemächlich auf. Doch der Himmel ist blau, der Abend ist mild, und der Lake Ontario schwappt gemütlich im Spätsommertakt vor sich hin. So weit, so entspannt?

 

Klar, Toronto ist eine Megacity, grösser geht es nicht in Kanada. Toronto ist ein Finanzzentrum, ein Hochschulstandort und Verkehrsknotenpunkt. Dennoch fühlt es sich ruhiger an, übersichtlicher, freundlicher als andere Metropolen. Und auch diverser.

Streetart à la Canadienne
 
Ebenso klar: Wie so viele grosse Städte ist auch Toronto gezeichnet von sozialen Problemen. Obdachlosigkeit ist das Sichtbarste, gerade in der Innenstadt. Dort mag der Anblick von Zelten so gar nicht zur Vorstellung eisiger kanadischer Winter passen. Reisende können innerhalb weniger Tage vermutlich kaum in die Tiefe des Problems vordringen, daher bleibt die Frage offen, inwiefern Toronto seine sozialen Herausforderungen besser oder schlechter bewältigen kann als vergleichbare Städte. Sicher ist, dass sich die Innenstadt Torontos sehr viel entspannter anfühlt als andere Downtowns in Nordamerika, zum Beispiel diejenige in Houston, das wir im vergangenen Jahr besucht haben.
 
Wir beginnen unsere Erkundungstour im St. Lawrence Market, einer Markthalle mitten in der Stadt. An diesem Morgen ist die Halle ruhig, wir können uns das Angebot gemütlich anschauen und entdecken herrlich präsentierte Früchte, Touristen-Souvenirs mit Ahornblättern, Quietsche-Käse für das Fast-Food-Nationalgericht «Poutine» und ein paar Stände, die auch von den Locals für ein frühes Lunch oder eine späte Kaffeepause besucht werden. Eine gelassene Szenerie, ein gemütlicher Start in unser kanadisches Abenteuer.

Geschichte und Gegenwart: Distillery District
 
Wir spazieren weiter durch die spätsommerlich-heisse Stadt in Richtung Distillery District. Auf dem Gelände einer früheren Whisky-Destillerie ist ein neues Stadtviertel entstanden, voller Cafés, kleiner Läden, Bars und Restaurants. Gelassen erkunden wir die alten Industriebauten, nur gelegentlich huschen eine Maus oder ein Eichhörnchen durchs Bild. Selbst mitten in der Stadt ist die Natur präsent.
 
Und nur ein kurzes Stück entfernt, am Ufer des Lake Ontario, verfärben sich langsam die Ahornbäume und bieten uns einen Vorgeschmack auf den kanadischen Herbst. Die langgezogene Uferpromenade hat südeuropäische Züge, was sicher auch den warmen Septembertemperaturen geschuldet ist.

Weltstadt, Wolkenkratzer, Winter weit weg

Unsere Stadtwanderung führt uns wieder in die Innenstadt hinein, wo wir kreuz und quer zwischen den Wolkenkratzern durchs Finanzzentrum unterwegs sind. Wir erfreuen uns an der Lebendigkeit der Metropole, die gegen Nachmittag und Richtung Abend erst so richtig Anlauf nimmt. Doch einen Stopp haben wir noch, bevor wir ins abendliche Toronto eintauchen – den High Park am westlichen Rand der Innenstadt.
 
Wild bewachsen zeigt sich der nördliche Eingang, und wild bewohnt ist der Park auch. Damit gemeint sind weniger die Golden Retriever und Pudel der gassigehenden «Torontonians», sondern unzählige Vögel, Insekten und vor allem Streifen- und Eichhörnchen. Überall raschelt es im Gebüsch, und es wäre vermutlich nicht erstaunlich, wenn man im Park irgendwann von einer fehlgeleiteten Nuss getroffen würde. Ein trotz zu allem entschlossener Nagetiere friedlicher Ort, vor allem angesichts der nahen Innenstadt.
 
Big City Life am Dundas Square

Und genau dort, mittendrin, klingt unser kanadisches Auftakt-Abenteuer aus, bevor wir am nächsten Morgen in den Zug Richtung Nordosten steigen. Mittendrin beschreibt in Toronto den Dundas Square, sozusagen eine kleine und kanadische Ausgabe des New Yorker Times Square oder der Shibuya Crossing in Tokio. Dort spielt sich vieles gleichzeitig ab, von Veranstaltungen bis hin zu Shopping-Möglichkeiten, viel Strassenverkehr, Brunnen und Restaurants – auffällig ist nicht nur das entspannte Miteinander, sondern auch die komplette Abwesenheit von Grünflächen. Unser Dinner in einem der Restaurants vor Ort mit Blick auf das abendliche Treiben ist unglaublich unterhaltsam und macht eigentlich Lust auf ein paar zusätzliche Tage in Toronto – doch für uns geht es bald schon weiter.
 
Mehr dazu demnächst an dieser Stelle!


Gut zu wissen

Toronto ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt Kanadas und von den grösseren europäischen Flughäfen aus hervorragend erreichbar. Ausser die Air Canada plant gerade einen Streik – letztlich hat unser Flug bestens geklappt, der Zwang zu einem Plan B hat jedoch Nerven gekostet. Ein Direktflug aus Zürich dauert rund 9 Stunden, dazu ist mit Wartezeiten bei den Einreisekontrollen und bei der Gepäckausgabe zu rechnen. Unabhängig vom Verkehrsmittel dauert der Transfer in die Innenstadt zwischen 30 und 60 Minuten.

 

In Toronto selbst ist vieles zu Fuss erreichbar, es gibt jedoch auch ein gut ausgebautes U-Bahn-, Tram- und Busnetz. Uber-Fahrzeuge sind schnell verfügbar und relativ günstig.
 
Die Zahl der Unterkünfte in einer Stadt wie Toronto ist schwer zu überblicken, es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die Preise sind jedoch in der Tendenz eher schmerzhaft. Unser Hotel war ein Zufallsfund der wunderbaren Sorte. «The Ivy at Verity» hat zwar nur vier Zimmer, diese sind aber sehr schön und geräumig, dazu auch relativ ruhig – das Preis-Leistungs-Verhältnis ist für Toronto schon fast aussergewöhnlich gut.
 
Restaurants und Cafés sind ebenfalls keine Mangelware, auch abgesehen von der kanadischen Fast-Food-Ikone Tim Horton’s ist die Auswahl riesig. Im Distillery District zum Beispiel finden sich viele gemütliche Adressen, Joey am Dundas Square ist etwas formeller mit US-amerikanischen Vibes, zentraler kann man in Toronto aber fast nicht schick zu Abend essen.

 
 
 

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