Valencia in 3 1/2 Tagen: Warum nicht gleich dableiben?
- lavieenroute
- 4. Aug. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Aug. 2024
Herz, Magen und Augen sind sich einig: Valencia ist einer dieser Orte, die man ungern wieder verlässt.
Tag 1. Die Abreise aus Zürich gestaltet sich unkompliziert. Abgesehen von diversen Jugendsportmannschaften auf dem Weg zu nicht näher bezeichneten Meisterschaften verteilt sich die Menge der Reisenden unauffällig über Flughafenzüge und die weitläufige Terminallandschaft. Die einzig offene Frage zu diesem Zeitpunkt: Welche Sportart mag es sein, die es von 17-Jährigen abverlangt, sich bereits um 7 Uhr am Morgen eine Dose Quöllfrisch einzuverleiben?
Sei's drum. Valencia hat uns zwischenzeitlich freundlich empfangen, die Entdeckung der Stadt beginnt mit einer U-Bahn-Fahrt in die Innenstadt. Unser Hotel – es trägt den traditionellen spanischen Namen "Helen Berger" – ist auf unsere Ankunft vorbereitet und hält eine Klimaanlage für uns bereit, die den valencianischen Sommer gleich noch etwas angenehmer erscheinen lässt.
Das Hotel Helen Berger:

Für uns wird es nach einem Snack Zeit, uns an die Hitze zu gewöhnen und die Stadt zu erwandern. Unterbrochen von der einen oder anderen Kaffee- bzw. Gelato-Pause lernen wir Spaniens drittgrösste Stadt langsam kennen und kommen aus dem Staunen nicht heraus.
Alt trifft neu, die Vibes sind mediterran, elegant und authentisch. Erster Eindruck: Wow!


Es ist eine Mischung aus sichtbarer Geschichte, markanter Architektur, einem gepflegten Erscheinungsbild und – wahrscheinlich der wichtigste Faktor – sehr freundlichen Menschen, denen wir begegnen. Vor lauter Erkunden der Altstadt und der Kathedrale vergessen wir die Zeit und stellen fest, dass auch für lokale Verhältnisse bereits die Dinner-Zeit angebrochen ist. Für uns bedeutet das: Tapas, Agua de Valencia (definitiv kein Mineralwasser) und ein gemütlicher Abend in der noch aufgeheizten Altstadt.
Tag 2. Wir plündern die "Pan con tomate"-Vorräte des Hotels und verlassen anschliessend unsere klimatisierte Stadtoase. Wir tauschen sie ein gegen natürlich klimatisierte, tiefgrüne, palmenbewachsene Boulevards auf dem Weg zum Stadtpark.
Eine natürliche Klimaanlage:

Was diesen Park von anderen Städten unterscheidet: Das Parkgelände liegt in einem ehemaligen Flussbett und windet sich der Altstadt entlang. Kommt man also von dort, ladet man ziemlich automatisch immer im Park - denn warum auch nicht? Entlang papageienbewachsener Bäume, vorbei an fahrradfahrenden Touristengruppen und Salsa-tanzenden Menschen machen wir uns auf den Weg zum Strand und staunen erneut. Vor uns baut sich die moderne Skyline der "Ciudad de las artes y de las ciencias" auf, deren knallig-weisses äusseres im Kontrast zum blauen Sommerhimmel steht. Der spanisch-schweizerische Architekt Santiago Calatrava hat hier einen Ort erschaffen, der die charismatische Altstadt Valenica in seiner Eleganz nicht besser ergänzen könnte. Kühl ist diese weisse Formenlandschaft übrigens keineswegs, denn auch in den Wasserflächen sind Menschen erwünscht, und überhaupt scheint sich dieser Stadtteil, der der Wissenschaft und der Kunst gewidmet ist, nahtlos ins Grossstadt-Gewusel einzufügen.
Schick: Calatravas Meisterwerk

Am Abend - zwischenzeitlich haben wir uns unserer Sand- und Sonnencrememarinade entledigt - erwartet uns ein definitiv nicht alltägliches Spektakel. Zunächst gelingt es uns zwar, in die falsche Richtung zu spazieren - die entgegenkommenden Menschenmassen hätten wir durchaus als Hinweis interpretieren können. Wir freuen uns stattdessen darüber, dass wir die quietschend grünen und quietschend lauten Mönchssittichen, die in Valencia leben, an diesem warmen Abend etwas näher begegnen dürfen.
Grün, laut, wundervoll: Valencias vielleicht schrägste Vögel

Schliesslich entscheiden wir uns, der lauten Menge doch zu folgen und treffen auf einen Anblick, der in dieser Form einzigartig sein muss. Wir lernen, dass an jedem letzten Sonntag im Juli ein besonderer Umzug stattfindet, die "Batalla de Flores", also Blumenschlacht. Eine Grenzerfahrung, vor allem für Blumen. Geschmückte Wägen ziehen durch die Innenstadt, wobei sich die Menschen auf den Wägen und die Zuschauenden gegenseitig mit Nelken bewerfen. Ein farbenfrohes, lautes und einfach schönes Spektakel.
Freundliche Schlacht: Batalla de Flores

Tag 3. Wir haben Hunger. Darum steht heute die lokale Spezialität im Vordergrund - die Paella Valenciana. Schliesslich sind wir im Epizentrum der spanischen Reispfanne. Gemeinsam mit anderen Paella-Interessierten und drei Locals von der Kochschule "My First Paella" treffen wir uns in der Markthalle Ruzafa und kaufen zunächst ein, was wir gleich verarbeiten möchten. Unser kleiner Paella-Fanclub bewegt sich schliesslich zum Kochstudio, wo wir uns einerseits abkühlen und andererseits aufwärmen, denn auch die Zubereitung frischer Sangria gehört zum Programm. Wir schwingen die Messer, sparen nicht an Olivenöl und lernen neue Kochtechniken - liebevoll angeleitet von den lokalen Food-Profis.
Erfolg: Die Paella gelingt - hier in der vegetarischen Variante

Wir runden den Tag mit einem ausführlichen Spaziergang ab, der uns in das Altstadtviertel "Barrio del Carmen" führt. Verwinkelte Gassen, mal hell, mal schattig, alte Häuser, mal unberührt, mal frisch herausgeputzt, und eine Menge Street Art machen den Charme dieses Stadtteils aus. Spätestens hier ist es passiert und wir überlegen uns, was wir tun müssten, um viel mehr Zeit in Valenica verbringen zu dürfen.
Stay weird: Eine willkommene Einladung

Tag 3 1/2. Wir ignorieren den bevorstehenden Abflug und beschliessen, noch vor dem Frühstück eine Runde durch die grösste Markthalle der Stadt zu drehen, den "Merkat Central". Früh am Morgen kehrt Leben in die Halle ein, Tomaten, Bohnen, frisches Brot und freundlicher Smalltalk füllen die Verkaufsstände. Wir lassen die Atmosphäre auf uns wirken und schliesslich wird uns klar: Bald wartet ein Flugzeug auf uns, das uns in die regnerische Schweiz bringen soll.
Möchten wir das wirklich?
Langsam erwacht die Stadt und damit auch ihr grösster Markt

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